Kämpfen und guten Handball zeigen
“Es ist das leichteste Spiel der Saison”, sagte Cheftrainer Herbert Müller am Mittwochabend nach dem Göppingen-Spiel, wenn am Samstag, dem 15. März, um 18:00 Uhr, der Thüringer HC in der Salza-Halle Bad Langensalza auf den Liga-Spitzenreiter und Champions League Play Off-Teilnehmer HB Ludwigsburg trifft. Zweiter gegen Erster, das ist das Spitzenspiel der HBF und dennoch ist es wie “David gegen Goliath”.
Rückblick: Es ist für die Heimmannschaft das 20. Liga-Spiel und das 30. Pflichtspiel der Saison. Zweimal Jubiläum, aber es ist auch das Spiel mit den geringsten Erwartungen, zu weit sind die beiden Spitzenklubs voneinander nach Etat und Kader-Qualität entfernt. Und dennoch liegt in so einem Spiel ein gewisser Reiz, der Reiz, es dem Favoriten schwer zu machen. Der THC hat am Mittwoch gegen den Aufsteiger Frisch Auf Göppingen mit einem 43:30-Sieg den zweiten Tabellenplatz verteidigt. Dabei gab es zu Beginn mit 2:8 nach 11 Minuten einen Fehlstart. Es folgte aber eine zweite Halbzeit, die das Publikum für den Ärger in den ersten 20 Minuten allemal entschädigte. Göppingen, fürwahr nicht nur ein Aufsteiger, überraschte mit einer treffsicheren Sina Ehmann und einer aggressiven, perfekt agierenden Deckung in Halbzeit eins. Der THC brillierte einmal mehr mit einer gut parierenden Torfrau Dinah Eckerle, die allein vier Siebenmeter entschärfte und der Wurf gewaltigen Johanna Reichert, die mit ihren 13 Treffern einmal mehr unterstrich, dass sie unsere Spielerin der Saison ist. Mit ihren 23 Jahren hat sie schon jetzt mehr als 600 Tore in ihrer Laufbahn für den THC geworfen.
Der Start in die Crunch Time der Saison-Vorrunde ist gelungen, das Restprogramm hat mit Ludwigsburg und der HSG Blomberg-Lippe aber noch zwei Mega-Aufgaben und das Ost-Derby in Zwickau parat. Platz zwei wäre super, Platz drei muss sein, um nicht schon vor dem Finale in den Play-offs erneut auf die HB Ludwigsburg zu treffen.

Zum Spiel: HB Ludwigsburg ist im deutschen Frauenhandball das Maß aller Dinge. In der Champions League standen sie im Vorjahr im Finale, jetzt stehen sie als Fünfter in Gruppe B gegen den Gruppen Vierten in Gruppe A, Krim Mercator Ljubljana in den Play-Offs auf dem Weg ins Viertelfinale. Dort würden sie aber auf Titelverteidiger Györi AUDI ETO KC treffen. Der THC steht in der European League bereits im Viertelfinale und trifft in einer Woche im Heimspiel auf den rumänischen Klub Ramnicu Valcea. In der Liga hat Ludwigsburg nur ein Spiel verloren, am 7. Spieltag beim BVB in Dortmund. Sie sind so gut wie durch als Tabellenerster der Vorrunde. Anfang März hat die HB Ludwigsburg in Stuttgart den Pokal gegen die HSG Blomberg-Lippe gewonnen und ist nun mit fünf Pokaltriumpfen Rekordsieger in dem Wettbewerb. Der THC hat das Hinspiel in Ludwigsburg klar mit 40:32 verloren. Aber 32 Tore auswärts in Ludwigsburg konnten sich sehen lassen. Auch im Rückspiel ist Ludwigsburg ein haushoher Favorit, da muss man sich keinerlei Illusionen hingeben. Nur, die Regel sagt auch, dass auch mal der Favorit straucheln kann. Der THC hat in diesem Spiel nichts zu verlieren. Alles andere als eine Niederlage wäre eine faustdicke Überraschung.
Der Deutsche Meister SG BBM Bietigheim und Pokalsieger ist längst in seiner neuen Umgebung in Ludwigsburg angekommen. Die Zuschauer bedanken sich mit einer Verdoppelung des Zuspruchs im Vergleich zur Vorsaison. Und Ludwigsburg ist drauf und dran, die selbst gesteckten Ziele: Titelverteidigung in der HBF und Pokalsieg sowie einen Platz unter den Top zehn in Europa zu erreichen. Die Meisterschaft wird erst in den Play-offs entschieden. Schauen wir mal, wer gegen die HBL ins Finale einzieht.
Bei all den Titeln und Erfolgen wird deutlich, Ludwigsburg dominiert auch unter neuem Namen den Frauenhandball in Deutschland. Nach Etat und Qualität im Kader haben sie allen anderen Klubs viel voraus. Daran liegt wohl die Herausforderung der Gegnerschaft. Immerhin ist es in dieser Saison dem BVB gelungen, nach dreieinhalb Jahren dem ungeschlagenen Klub eine Liga Niederlage beizubringen.
Der letzte Sieg gegen die Gäste liegt für den THC schon vier Jahre zurück (03.02.21 – 17, Spieltag 33:30). Danach wurden alle Spiele gegen Bietigheim verloren, nur im Vorjahr gab es am 17. Spieltag ein sensationelles 27:27-Unentschieden, auswärts. Der Lohn für den THC war am Ende der dritte Rang in der Meisterschaft. Schauen wir mal, ob die THC-Frauen einen raushauen können. Warum eigentlich nicht!
Zum Kader: Erfreulicherweise waren am Mittwoch, bis auf die noch ein paar Wochen pausierende Anika Niederwieser, wieder alle dabei. Mit dem vollen Haus im Rücken gibt es bestimmt ein interessantes Handball Match auf höchstem Niveau.
Text: HaJo Steinbach/ Bild: Christian Heilwagen