Die Tür nach Graz ist halb geöffnet

28.03.2025
Isabel Baumbach

Am Sonntag, um 14:00 Uhr trifft der Thüringer HC im Rückspiel des Viertelfinales der EHF European League in Ramnicu Valcea auf den gleichnamigen rumänischen Verein. Die Thüringerinnen treten die Reise über Karlsruhe mit einem 6-Tore-Vorsprung an und wollen es zwingen, nach 2022/23 nun zum zweiten Male in das FINAL4-Endturnier in Graz einzuziehen.

Rückblick: Herbert Müller zeigt sich auch noch Tage nach dem fulminanten Auftreten seiner Mädels im Hinspiel gegen die favorisierten Rumäninnen von SCM Ramnicu Valcea sichtlich zufrieden. Seinen Matchplan hatten die Mädels gut umgesetzt und einen Vorsprung herausgeworfen, der dem Team die Chance ließ, sich für das FINAL4 in Graz zu qualifizieren. Der Sieg war alles in allem eine bravouröse Mannschaftsleistung und doch hatte er einen Namen: “Jo-jo”, so der Spitzname von Johanna Reichert, die mit 15 Toren einmal mehr zur besten Werferin des Teams avancierte. Sie traf, wie schon so oft in dieser Saison, wie sie wollte: aus dem Rückraum, im Eins gegen Eins oder von der Strafwurfmarke. Die Österreicherin zeigt sich als Kämpferin, nimmt jeden Schmerz in Kauf, und es tut wahrlich weh, gegen eine solch massierte Deckung sich durchzusetzen. Herbert Müller sagt: “Jetzt haben wir nun mal die Hand an der Türklinke zum FINAL4 in Graz, jetzt wollen wir auch durch diese Tür hindurch gehen.” Selten hat man den THC-Trainer so fokussiert auf ein einzelnes Spiel gesehen, wie auf dieses entscheidende Rückspiel. Nicht nur der Trainer träumt diesen Traum, auch die THC-Frauen wollen es nun gerade, wo es in der Liga zuletzt nicht so optimal lief, mit Mut und Kampfgeist dieses Ziel erreichen. Der THC steht vor einem ganz großen Ding, noch einmal um einen Titel in dieser Saison zu spielen.

Zum Spiel: Ramnicu Valcea ist als Gruppensieger der Gruppe B, mit Top Clubs wie Ikast Handbold aus Dänemark, Borussia Dortmund und Sola Handball aus Norwegen, als Favorit in dieses Viertelfinale eingezogen. Noch immer haben sie es in der Hand, das Viertelfinale zu ihren Gunsten zu entscheiden. Am Sonntag geht es auch für Ramnicu Valcea um Alles oder Nichts. In der heimischen Liga sind sie von der Spitze weit weg. Graz wäre ihre letzte Chance, der Saison noch etwas Positives abzugewinnen. Gewinnen ist deshalb auch das Stichwort, und sowohl das Management als die frenetisch heißblütigen Valcea-Fans sind von einem Sieg überzeugt, der sie nach Graz bringt.
Gegen dieses Bollwerk aus Leidenschaft und Lärm und der sprichwörtlich spielerischen Klasse des rumänischen Frauenhandballs mit zahlreichen ausländischen Auswahlspielerinnen muss der THC in Ramnicu Valcea noch 60 Minuten standhaft dagegen halten. Sechs Tore beträgt der THC-Vorsprung, sechs Tore, die es nach Herbert Müller “auf keinen Fall nur zu verwalten gilt: Wenn du das versuchst, hast du schon verloren”, beschwört Herbert Müller sein Team. Für ihn geht es darum, auch auf des Gegners Platte Tempohandball und aggressives Deckungsverhalten zu zeigen, mit einer guten Torhüter Leistung, auch in Rumänien gewinnen zu wollen. Der Wille wird eine entscheidende Rolle spielen. So wird dieses Viertelfinale vielleicht das wichtigste Spiel der bisherigen Saison und Herbert Müller wäre kein Frauenhandball Trainer-Fuchs, wenn er den Coup seinen Mädels nicht zutrauen würde. Den entsprechenden Matchplan hat er längst parat, jetzt müssen nur die Mädels ihn noch verinnerlichen und am Sonntag im Hexenkessel von Rumänien auf den Hallenboden bringen.
Zum Kader: Es gibt eine gute Nachricht bezüglich Kathrin Pichlmeier, die wieder gesund ist, aber sowohl Sharon Nooitmeer als auch Anika Niederwieser werden weiter fehlen. Für alle gilt, die Belastungen zu stemmen, um ein großes Ziel zu erreichen.

 

Text: HaJo Steinbach/ Bild: Christian Heilwagen